Textplastik aus 5000 DIN A4 beschriebenem Papier, 1997
Der „Turm“ aus rund fünftausend Manuskriptseiten stand im Mittelpunkt einer Ausstellung der früheren Esslinger Galerie im Heppächer, die mit dieser Schau 1997 ihr zehnjähriges Jubiläum feierte und dem Kunstkritiker der Stuttgarter Nachrichten damit ein rein künstlerisches Format bot.
Rings um die textuelle Plastik füllten an die vierhundert handschriftliche Manuskriptblätter die Wände und gestatteten jedermann Einblicke in das Kritikermetier: „Vermeintliche (Kritiker-)Wahrheiten – hier werden sie einfach durchgestrichen.“ (Nikolai B. Forstbauer)
„Rainer Vogt kennen die meisten von seiner Tätigkeit als Kunstkritiker bei den StN, aber nur wenige wissen, daß er von 1962-69 an der Akademie Stuttgart Malerei studiert hat, mit zwei Aademiepreisen ausgezeichnet wurde und während des Studiums an Zeichnungen nach Pressefotos und Pressetexten arbeitet. 1969 begann er seine Pressearbeit, wie wir sie alle kennen. Seit 1979 sammelt er die konsequent im DIN A4-Format geschriebenen Manuskripte. Die konzeptionelle Arbeite, auf die wir heute den ersten Blick werfen dürfen, begann zu wachsen. Als schreibender Beobachter, als Rezipient, RV den Pluralismus der Kunst in sich aufgenommenund bleibt doch Individualist. […]
Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird gespalten. Sie gilt einmal der Graphik, der Textur, der Kalligraphie in weiterem Sinne, als auch der Semantik, der Bedeutung der Linien, der Zeilen, des Texts und schweift dann ab auf die Farbwerte der dem Licht ausgesetzten Papiere und ergibt sich dem Skulpturalem Reiz des Turms der 5000 Blätter, aus denen RV die 400 Manuskripte ausgewählt hat, die bis zur ersten der 1987 von ihm besprochenen Ausstellung im Heppächer, Andreas Schmidt, reicht. RV hat daraus eine fazinierende graphische Großform geschaffen, die den schweirigen Raum gliedert.“
Otto Rothfuss