Pinselstrich, 2002
Foto: Frank Kleinbach
Details aus der Arbeit:
Den Titel „Pinselstrich“ verdankt die wandfüllende Arbeit ihrer äußeren Form, die mit satter Dichte einsetzt und dann mehr und mehr ausfasert und sich spreizt. Damit repräsentiert der „Pinselstrich“ ein Grundelement der Malerei, obwohl von Farbe im eigentlichen Sinn bei der mit silbernen Lackstiften ausgeführten Struktur keine Rede sein kann. Daneben repräsentiert ihr linearer Charakter und die Art der Ausführung alle Merkmale einer Handzeichnung. Nachdem sowohl die unleserlichen Muster im Binnenbereich als auch die dünn ausfasernden Schwünge auf Texte zurückgehen bzw. tatsächlich lesbare Texte sind, spielt die Zeichnung zudem auf die grundlegende Kulturleistung des Schreibens an.
Die Ausführung mit reflektierenden Lackstiften verursacht Spiegelungen. Bewegt sich der Betrachter an der Wandzeichnung vorbei, ist zu beobachten, wie Teile der Struktur „erblinden“, nämlich unsichtbar werden. Das verleiht dem „Pinselstrich“ kinetische Eigenschaften und lässt sich als diskreter Hinweis auf den unwägbaren Charakter unserer Wahrnehmungen deuten. (rv)