Emotionen und starke Gefühle
Der Blick in den dunklen Schlund
Führend gewirkt hat wohl der Fußball. Der erfolgreiche Torjäger reißt seine Klappe auf und setzt seinem Triumph so ein Zeichen. Ich wüsste nicht, dass schon Gerd Müller, einst der „Bomber der Nation“, sein Mundwerk ähnlich weit aufgerissen hätte wie heute üblich. Doch die Zeiten ändern sich. Dass man Gefühle diskret im Zaum hält, sie gar verdrängt, das ist vorbei. Weshalb das tierisch weit geöffnete Mundwerk keineswegs allein Sieger kennzeichnet. Ob einer die Fassung verliert, verständnislos staunt oder vor Schreck erstarrt: Stets klappt der Unterkiefer auf und gewährt den Blick in einen dunklen Schlund.
Anders als bei den Porträts prominenter Zeitgenossen stehen weniger individuelle Züge als vielmehr die Intensität der Gefühle im Fokus, die sich auf Gesichtern malen. Selbstverständlich ist das buchstäblich gemeint, dass sich das „malt“. Jeder Betrachter reimt sich aus der mehr oder minder malerisch bewegten und mit Kontrasten spielenden Oberfläche selbst etwas zusammen. Die Bilder machen ein Angebot. Sehen und daraus Schlüsse ziehen muss jeder selbst.